Jahresprojekt Gleichstellung 2021
„Teilhabe und Chancengleichheit für Frauen in ländlichen Regionen durch Kommunikation, Bildung und Interessenvertretung“.
Gleiche Chancen für alle und überall
Die Corona-Pandemie 2020 hat viele Defizite, Fehlentwicklungen und Ungelöstes spürbar gemacht. Das betrifft die Chancengerechtigkeit von Frau und Mann, von Alt und Jung genauso wie zwischen Stadt und Land. Wir sehen, dass diese Krise umfassende Veränderungsprozesse auslöst oder beschleunigt. Hier müssen die Sichtweisen und Erfahrungen von Landfrauen unbedingt einfließen, z.B. bei Fragen der Bildung, der Stadt-Land-Anbindung und einer guten Infrastruktur. Viele Frauen haben sich bewusst für ein Leben auf dem Lande entschieden und möchten auch bleiben. Wichtig ist, dass die individuell gefühlte Lebensqualität denen der Städte gleicht. Dazu ist es notwendig, Zukunftsentscheidungen nicht nur aus großstädtischer Sicht zu treffen.
Teilhabe ermöglichen und einfordern.
Wir wissen, dass der Dialog zwischen Politik, Verwaltung und Vor-Ort-Akteuren unerlässlich ist, um in der Lebensrealität von Frauen positive Veränderungen zu erreichen. Gleichzeitig lässt sich so Vertrauen in Demokratie und die eigene Kraft aufbauen. Im Projekt testen wir auch verschiedene Wege, um unsere Sichtweisen einzubringen und zwischen „oben“ und „unten“ zu vermitteln. Damit steigt das Interesse der Frauen, selbst aktiv zu werden und demokratische Rechte wahrzunehmen. Bei den Landfrauen kommen Frauen ins Gespräch, können sich informieren und weiterbilden. Es sind Räume, um individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse, Kreativität und Motivationen in Gemeinschaft zu erleben. Ganz „nebenbei“ werden so auch Meinungen, Wünsche und Probleme aufgenommen, gebündelt und weitergereicht. Dafür braucht es stabile Organisations- und Arbeitsstrukturen.
Erreichtes sichern und fortführen
In den letzten Jahren konnten wir diese Strukturen durch die Förderung über die sächsische Gleichstellungsrichtlinie erfolgreich aufbauen und stärken. Die Förderung hat dazu geführt,
- dass Landfrauen als Lobby für Frauen im ländlichen Raum präsent sind - politisch, in Fachgremien und bei öffentlichen Veranstaltungen
- dass der Verband Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Mobilität, Wohnen und Leben auf dem Land aufgreift und mit weiblichem Blick auf die Dinge Positionen bezieht
- dass Mitmachen bei den Landfrauen Spaß macht und auch Nichtorganisierte anspricht,
- dass Unvorhergesehenes wie die Corona-Epidemie die Projektarbeit zwar beeinträchtigt, aber nicht zum Erliegen bringt
Neues wagen
Diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben ist genauso wichtig wie die Projektarbeit an neue Gegebenheiten anzupassen. Das ehrenamtliche Engagement wurde mit Corona auf eine harte Probe gestellt. Die Erfahrungen aus 2020 haben gezeigt, dass Landfrauen in der Krise auf bewährte Instrumente (Nachbarschaftshilfe, kreatives Potential für die Allgemeinheit nutzen) setzen und sich gleichzeitig für Neues öffnen (Online-Kommunikation). Darin liegt viel Potenzial für die künftige Projektarbeit:
- Inhaltliche Themen sowie Kommunikations- und Organisationsstrukturen müssen auf alle Alters-gruppen von Frauen ausgerichtet werden. Das gelingt nur über ein breites ständig aktuelles Themenspektrum und einem guten Abwägen der individuellen Teilhabe-Möglichkeiten. Neue Wege sind Online-Formate, die auch ein Mittel gegen die eingeschränkte Mobilität Älterer sein können. Sie er-höhen auch die Akzeptanz für weitere digitale Anwendungen.
- Landfrauenvereine identifizieren sich mit ihren Dörfern und sind vor Ort aktiv. Der Landesverband kann in den Landkreisen regionale Themen und so auch neue Mitstreiterinnen und Partner ansprechen. Erfolgsversprechend ist die Kooperation mit Expertinnen (Existenzgründerinnen, Projektverantwortliche, private Initiativen), die ähnliche Ziele verfolgen und Anschluss suchen.
- Die Bereitschaft zur Führungsarbeit sinkt generell. Das hängt mit mangelnder Achtung des Engagements, aber auch mit steigender Bürokratie zusammen. Die Projektarbeit kann auch das ehrenamtliche Engagement vor Ort ermutigen und unterstützen.
- Die Ermöglichungsstrukturen für ehrenamtliches Engagement sind regional sehr unterschiedlich. Einfluss haben z. B. starke Persönlichkeiten, die die Landfrauenarbeit prägen und unterstützen, traditionellen Veranstaltungen und Feste, die ohne Landfrauen nicht denkbar wären sowie die Anerkennungskultur in den Landkreisen und Kommunen. Über das Projekt können Informationen dar-über allen verfügbar gemacht werden und Anregungen zum Handeln gegeben werden.
Wie kommen wir zu mehr Chancengerechtigkeit - zwischen Frau und Mann, Stadt und Land, Jung und Alt?
Im Wahljahr 2019 ist der ländliche Raum in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Wir begrüßen, dass Lösungen gesucht werden, um Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, beispiels-weise bei Infrastrukturleistungen und Bildung. Diese Entwicklung wollen wir stärken und mit eige-nen Aktionen begleiten. Es ist uns wichtig, den ländlichen Raum und die Ansprüche von Frauen mitzudenken.
Unser Jahresprojekt 2020 zielt genau in diese Richtung. Es wird gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung.
Damit werden unsere Landfrauen-Aktionen, optimal unterstützt. Wir wollen
- Freiräume für Frauen organisieren, in denen Bildung, Austausch und Positionierung möglich ist
- mit Bildungsangeboten bessere Teilhabe ermöglichen und dem gefühlten Abgehängtsein entgegenwirken: Z. B. Grundlagen der Demokratie, Digitalisierung, Medienkompetenz
- Ermutigung zum Reden und Einmischen, Erklären wie Politik und Demokratie funktionieren
- Defizite in der Gleichstellung erkennen, publik machen und zu Gegenmaßnahmen ermutigen (Equal Pay, Teilzeitfalle, Pflege, Mobilität)
- Vereine als Sozialpartner stärken: bei Entscheidungsprozessen und -gremien mitarbeiten
- Bildung und Beratung für persönliche Lebensentscheidungen von Frauen aus der Perspektive des Lebensverlaufs, (Vorsorge und Absicherung, Berufswahl, Beschäftigung, Familienarbeit)
- Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements, das auf Verbesserung der Lebensqualität gerichtet ist durch Anleitung und Veröffentlichung als Best Practice
- Frauengenerationen zusammenbringen, zur Unterstützung im Alltag, gegen Vereinsamung und um voneinander zu lernen (Beispiel: Erzählcafé)
- das Know-how von Frauen für den Klimaschutz nutzen (Ressourcenschonender Umgang mit Lebensmitteln, mit Energie, mit Gebrauchsgütern, im Haushalt und im Garten)
- Kompetenzen von Frauen erhalten und nutzen (wie Verbraucher- und Ernährungsbildung, Tex-tiles Gestalten und Nähen) – z. B. für besondere Zielgruppen (Kinder, junge Mütter, Besucher von Märkten und Festen) und als Türöffner für Interessierte
- altes dörfliches und regionales Wissen bewahren und in die Gegenwart transferieren, damit das kulturelle Erbe als Plus für das Leben auf dem Lande zählt und evtl. touristisch oder wirt-schaftlich (Kreativwirtschaft) genutzt werden kann
- lokale, regionale, sachsenweite und bundesweite Netzwerkarbeit der Landfrauen unterstützen (Begegnungen, soziale Netzwerke, Themen einbringen)
- Unterstützung wirtschaftlicher Aktivitäten durch Beratung, Erfahrungsaustausch, Vernetzung (Existenzgründungen, gemeinsames Wirtschaften im Team, Finanzierung ehrenamtlicher Arbeit)
Der Großteil der Landfrauenarbeit spielt sich vor Ort ab. Deshalb muss auch die Projektarbeit hier ansetzen. Wir wollen testen, wie Landfrauenarbeit vor Ort interessant gestaltet werden kann - gemeinsam mit regionalen Partnern und eben regional spezifisch. Die Projektarbeit muss deshalb immer die spezielle Situation der Landkreise und Regionen im Blick haben und darauf aufbauend passgenaue Strategien und Vor-Ort-Aktionen ableiten. Das betrifft:
- In Landkreise mit starken Landfrauen die gezielte Kooperation mit Akteuren fortsetzen
- Entwicklung von Strategien für starke Ortsgruppen mit viel Ausstrahlung, wie sich dies auf Nachbarregionen vorführen kann.
- Bekanntmachung der Landfrauen in der Fläche in Regionen wo es nur vereinzelt Landfrauen gibt
- Junge Landfrauen weiter vernetzen und eigene Programme aufbauen
Ehrungen
Für besondere Leistungen wurden im Jahr 2020 folgende Mitglieder ausgezeichnet:
Ines Teubert
OV Landfrauen Irfersgrün e.V.
Erntekronen- und Erntekranzwettbewerb
Der jährlich stattfindende Erntekronenwettbewerb ist ein Klassiker unter den Projekten der Landfrauen. In den letzten Jahren hat sich der Wettbewerb zu einem nicht unwesentlichen Bestandteil des Sächsischen Erntedankfestes entwickelt und ist bei Besuchern und Öffentlichkeit sehr beliebt. Das Erntekronenbinden ist für uns mehr als eine gute Tradition. Wir wollen damit auch ein Zeichen für die heimische Landwirtschaft setzen und uns für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln stark machen. Erntekronenbinden ist in der Regel Teamarbeit und kostet viel Zeit und Mühe. Die zum Wettbewerb gezeigten Kunstwerke zeugen somit auch vom Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt in den Dörfern. Wichtig ist es auch das Know-how des Binden sowie Informationen über Getreidearten, Anbau und Verarbeitung an Kinder weiterzugeben. Mit dem Wettbewerb gelingt es einmal mehr die ländlichen Traditionen zu bewahren und in das Hier und Heute zu holen.
Der Wettbewerb „Schönste Erntekrone und schönster Erntekranz Sachsens“ wurde 1993 erstmals von den Landfrauen ausgerufen. Er wurde unterstützt und gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung. Seit 2017 ist der Freistaat Sachsen selbst Ausrichter des Wettbewerbs. Der Sächsische Landfrauenverband organisiert den Wettbewerb und ist für das gesamte Rahmenprogramm zuständig.
Bildungsangebote und mehr
Bildungsangebote
Fort- und Weiterbildung
Fachtagungen
Kompetenz und Dialog
Workshops
Kreativität
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19 Sep, 24Upcoming
Veranstaltung “Frauen. Leben. Landwirtschaft – Perspektiven und Dialog” am 19.09.2024
Donnerstag, 14:30Veranstaltungsinformation Wie leben und arbeiten Frauen heute in der Landwirtschaft?…
28 Sep, 24UpcomingWorkshop: Lesung mit Stefan Schwarz – Der kleine Gartenversager “Vom Glück und Scheitern im Grünen”
Samstag, 16:00Veranstaltungsinformation Garten ist, wenn du von Selbstversorgung träumst und mit…