Meine Coronazeit – Gabriele Forker aus Bischofswerda

Als die ersten Meldungen Ende 2019 aus China kamen, dachte ich mir: bei der Vernetzung und Globalisierung – hoffentlich breitet sich das Virus nicht aus.

Nach einigen Wochen gab es die traurige Realität: der für uns unsichtbare Krankheitserreger schlug weltweit erbarmungslos zu.
Nach der Ausgangsbegrenzung, die staatlich verordnet wurde, mussten die Menschen in systemrelevanten Berufen weiter arbeiten gehen, alle anderen sollten zu Hause bleiben.

Wir leben auf dem Land. Unweit unseres Dorfes befinden sich eine Fernverkehrsstraße, eine neu gebaute Umgehungsstraße und die Autobahn sowie die Einfluglinien für Flugzeuge. Seit der Ausgangssperre ist es still geworden. Es gibt keinen störenden Autolärm oder Flugzeuglärm mehr. Endlich können wir die Vögel singen hören. So schön war es lange nicht mehr

Da wir einen eigenen Garten haben, versorgen wir uns mit Gemüse und Kräutern und Obst selbst. Manches kaufen wir zu. Da wir aber auch Vorratswirtschaft betreiben, so, wie wir es von unseren Eltern und Großmüttern gelernt haben, stehen uns viele Nahrungsmittel ständig zur Verfügung: Honig, Marmelade, Rote Grütze, Säfte, Kartoffeln, verschiedenes Lagergemüse – und nun frisch geerntete Kräuter und Wildgemüse aus dem Garten. Im Garten gibt es im Frühjahr gut zu arbeiten, Tomatenpflanzen sind vorzuziehen, Blumen und Gemüse auszusäen. Die Bienen werden kontrolliert und betreut. Wir genießen diese Zeit auf unserer kleinen Insel ganz bewusst und sind dankbar dafür.

Auf dem Hof helfen wir uns gegenseitig, kaufen bei Bedarf füreinander ein, Schneiden die Haare, betreuen die kleinen Kinder. Die Schutzmasken, die ich genäht habe, habe ich verteilt. Jetzt müssen sie offiziell getragen werden – im Nahverkehr und beim Einkaufen. Nur der Außenkontakt wird auf das Notwendigste beschränkt, da wir auf unsere Gesundheit achten müssen.

Unsere großen Kinder haben wir bisher telefonisch kontaktiert. Wir werden froh sein, irgendwann sie wieder in die Arme nehmen zu können. Immer wieder denken wir dankbar an die Menschen, die sich um Kranke kümmern, in Versorgungsberufen und im Handel arbeiten und im Dienstleistungssektor ihre tägliche Arbeit leisten.

Diese Krise sollte uns alle daran erinnern, dass wir Menschen eine Verantwortung für die Schöpfung, die Natur, die Tiere und Pflanzen, unsere Welt und vor allem andere Menschen haben. Hoffentlich kommt durch diesen Ruck die Menschheit zur Vernunft. Wir sollten mit Verstand und Klugheit uns einsetzen, gegen den ständigen und übertriebenen Massenkonsum, die Ausbeutung der Natur und der Menschen. Jeder ist dafür selbst verantwortlich.

Meine Coronazeit – Claudia Behnisch aus Sachsenburg

Wir haben heute mit Claudia Behnisch, unsere Landfrau aus Sachsenburg, gesprochen. Sie betreibt eine eigene Tischlerei und Drechslerei. Dazu gibt sie viele Drechselkurse für Studenten, Landfrauen und alle, die Lust dazu haben. Einmal die Woche betreut sie Kinder aus sozialschwierigen Verhältnissen in Chemnitz. Ihre Wochenenden verbringt sie oft auf den vielen Märkten und Messen der Region und verkauft ihre Drechselerzeugnisse. Sie liebt den Kontakt zu Menschen und freut sich, wenn sie mit ihrer Drechselbank begeistern kann. Doch das alles ist zurzeit so gut wie nicht möglich. Wir haben mal nachgefragt, wie es ihr geht.

Wie hat sich Dein Leben seit dem Ausbruch von Corona verändert?

Mein Leben hat sich erstmal entschleunigt. Bin ich sonst fast jeden Tag unterwegs, verbringe ich jetzt fast jeden Tag in meiner Werkstatt. Aber es sind ja auch viele meiner Aufgaben weggefallen, die ich sehr gerne mache und womit ich natürlich auch meinen Lebensunterhalt verdiene. Ich spüre Unsicherheit und mache mir Sorgen, wie es wohl in Zukunft weiter geht. Wann werden die Märkte wieder öffnen und wann kann ich wieder Kurse in der Drechselwerkstatt im Studentenwohnheim in Dresden geben? Am meisten fehlen mir jedoch die Kontakte zu den Menschen.

Was kannst Du Positives aus der jetzigen Zeit ziehen?

Das Gute daran ist, dass ich endlich liegengebliebene Arbeiten aufarbeiten konnte. In meiner Werkstatt stand noch das ein oder andere Möbelstück, was darauf gewartet hat, wieder hergerichtet zu werden. Als es fertig war, haben sich dann viele gar nicht zu mir getraut, um es abzuholen. Ich habe es auch genossen mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und bin endlich etwas ruhiger geworden. Besonders mein Garten hat sich dieses Jahr gefreut, mal wieder auf Vordermann gebracht zu werden.

Wie meisterst Du die jetzige Zeit, hast Du neue Ideen umgesetzt?

Ich habe viele vorgearbeitet für Märkte und auch einmal Neues ausprobiert. Dabei sind viele neue Ideen für die Kindergeburtstage entstanden, die hoffentlich bald wieder in meiner Werkstatt stattfinden können. Viel Zeit habe ich auch in den Ausbau meines Lädchens auf dem Hof gesteckt.

Was wird sich nachhaltig ändern nach Corona?

Je nachdem wie lange es noch dauert bis sich alles wieder normalisiert hat, wird sich sicher nachhaltig meine wirtschaftliche Lage verändern. Ich muss irgendwie die wirtschaftlichen Defizite wieder ausgleichen. Aber ich habe auch eine andere Wertschätzung für das Leben und die Gesundheit erhalten und werde mehr darauf achten, meine menschlichen Grundbedürfnisse nicht zu vernachlässigen.

Meine Coronazeit – Raina Mratzek

Raina Mratzek, eine Landfrau mit Herz und Seele, auf die immer Verlass ist. Nichts tun gibt es bei Raina Mratzek nicht. Sie ist Vorsitzende des Ortsvereins Börnichen und betreibt mit großer Leidenschaft (fast) jede Art von Hand- und Kunsthandwerk – egal ob mit der Stricknadel, mit dem Klöppelsack oder auch mit der Schiffchentechnik, unter ihrer Hand entstehen tolle Kunstwerke. Sie lebt für die Treffen mit den Landfrauen. Wir haben sie gefragt, wie sie die jetzige Zeit erlebt.

Wie hat sich Dein Leben seit dem Ausbruch von Corona verändert?

Durch die Corona Krise war es erst mal ruhiger geworden, da wir Landfrauen uns ja nicht mehr treffen konnten. Dies war für mich persönlich traurig. Ich schätze sehr die Treffen und den Austausch mit den anderen Frauen. Da ich zur Risikogruppe gehöre, haben meine Kinder auch das Einkaufen für mich übernommen. Dadurch habe ich eine längere Zeit das Haus gar nicht mehr verlassen und auch meine Enkel nicht sehen können. Auch unsere sonst sehr zahlreich besuchten Feste und Märkte sind alle abgesagt, so dass ich mir etwas nutzlos vorkam. Aber meine nächsten Gedanken waren, wie können wir alle dennoch was Sinnvolles tun. So kam der Gedanke, wir nähen Mund-Nasen Masken. Dies war genau richtig in dieser Zeit und ich hatte das Gefühl, wieder gebraucht zu werden.

Was kannst Du Positives aus der jetzigen Zeit ziehen?

Ich hatte Zeit mir Gedanken über Neues zu machen. Weihnachten kommt bestimmt und dafür sprudeln jetzt schon die Ideen. Außerdem hat sich gezeigt, dass wir Landfrauen uns auch hier wieder nützlich einbringen konnten und gebraucht werden.

Wie meisterst Du die jetzige Zeit, hast Du neue Ideen umgesetzt?

Ich habe viele vorgearbeitet für Märkte und auch einmal Neues ausprobiert. Dabei sind viele neue Ideen für die Kindergeburtstage entstanden, die hoffentlich bald wieder in meiner Werkstatt stattfinden können. Viel Zeit habe ich auch in den Ausbau meines Lädchens auf dem Hof gesteckt.Seitdem wir angefangen haben, Mund-Nasen-Masken zu nähen, war mein Tag voll und ganz ausgelastet. Ich saß von früh bis abends an der Nähmaschine und hatte gar keine Zeit, mich weiter mit der Coronakrise zu beschäftigen. Erst seit 2 Wochen wird es wieder etwas ruhiger, da der Bedarf an Masken langsam gedeckt ist. Ich habe die neuen Kommunikationswege über WhatsApp und Videokonferenzen noch mehr genutzt und ausprobiert. So konnte ich auch an Onlineseminaren vom Landesverband teilnehmen. Das war eine ganz neue Erfahrung, aber es hat gut funktioniert.

Was wird sich nachhaltig ändern nach Corona?

Erst einmal hoffe ich und die anderen Landfrauen, dass diese Zeit schnell vorbeigeht und wir uns bei bester Gesundheit alle wieder treffen können. Leider ist unser Vereinshaus noch gesperrt und wir kommen gar nicht an unsere ganzen Kreativsachsen, die wir für die vielen Märkte vorbereitet haben. Auch wünsche ich mir, dass der menschliche Zusammenhalt, wie er in einer solchen Krise entstanden ist, auch weiterhin anhält und nicht jeder nur an sich denkt.

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