Der Sächsische Landfrauenverband e. V. sieht einen kausalen Zusammenhang zwischen den Lebensbedingungen und der Gleichstellung von Frauen und Männern. Wer auf dem Lande lebt, akzeptiert, dass die Wege weit sind und die infrastrukturellen Angebote nicht mit der Großstadt konkurrieren können. Aber es gibt Bereiche, wo die Unterschiede immer größer werden und damit auch die Lebensqualität leidet. Dazu gehören die Mobilität, die ärztliche Versorgung, die Nähe von Kitas und Schulen und das schnelle Internet für alle. Frauen fangen das ab, indem sie Kinder und Enkelkinder zur Schule oder zum Sport fahren und indem sie Dinge selbst tun, weil die Angebote fehlen. Diese Entwicklung enthält viel Frustpotenzial und ist der Gleichstellung nicht dienlich.
Der ländliche Raum muss deshalb stärker in den Fokus der Politik gestellt werden. Wir brauchen zukunftssicher Lösungen, die den Menschen ihre eigene Lebensqualität erhält und die aus Stadt und Land ein vernetztes Ganzes werden lässt.
Heute lässt sich die erreichte Gleichstellung mit Indikatoren bewerten. Die Zahlen der Europäischen Union sind ernüchternd. Der Index hat sich in den letzten Jahren kaum verändert und liegt bei 52,9 von 100 Punkten. Deutschland erreicht 55,3 Punkte . Das heißt, Frauen sind gerade mal zur Hälfte gleichgestellt. Differenzierte Angaben zu den Gleichstellungsdefiziten in den Bundesländern bietet der Ende 2016 veröffentlichte 3. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland.
Die Präsidentin des Sächsischen Landfrauenverbandes, Dr. Monika Michael, zieht daraus das Fazit: „Leider sind wir in nahezu allen Bereichen unseres Daseins immer noch weit weg von der tatsächlichen Gleichstellung. In den ländlichen Räumen ist die Situation sogar eher schlechter. Das wissen wir von Berichten unserer Mitglieder, die mit ihren Angeboten dem Infrastrukturabbau gegensteuern und damit auch Zeichen gegen Vereinsamung, Tristesse und aufkommenden Frust setzen. Und auch die vorhandenen Zahlen für die sächsischen Landkreise lassen den Schluss zu, dass auf dem Land die Gleichstellungs-Lücke größer ist, beispielsweise bei der Kinderbetreuungsquote oder der Teilzeitbeschäftigung. Es ist Zeit zum Handeln, wir sind als sachsenweit tätiger Frauenverband gern dabei und offen zum Dialog darüber.“