Bei der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse müssen auch die Rahmenbedingungen für das Ehrenamt mitgedacht werden
Ländlicher Raum, 24.01.2019 – „Gute Infrastruktur ist mehr als Daseinsvorsorge – sie ist Dableibevorsorge. Und das ist Ihnen der Staat auch schuldig.“ stellt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des 12. Zukunftsforums Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft fest. Und für Julia Klöckner, Bundeslandwirtschafts-ministerin, ist klar: „Ehrenamt braucht Hauptamt“. Zwei Forderungen, die die rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim anschließenden Fachforum des Deutschen LandFrauenverbands (dlv) bestärken. „Gemeinsam mehr erreichen – Lebendige Dörfer“ ist nicht nur der Titel der dlv-Veranstaltung sondern auch Appell an Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Wie können alle zusammenarbeiten, um den ländlichen Raum zukunftsfähig zu gestalten?
„Wenn aus regionalen Unterschieden individuelle Nachteile erwachsen, dann muss politisch gehandelt werden – da hilft keine Heimatlyrik und Schönfärberei!“ stellt Brigitte Scherb, dlv-Präsidentin, fest. „Um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse endlich sicherzustellen, brauchen die Menschen in ländlichen Regionen nicht nur finanzielle Unterstützung sondern auch die richtigen Rahmenbedingungen, um mit ihrem Wissen über örtliche Defizite passende Lösungen zu finden. Gibt es einen guten Ansatz, dann darf dieser nicht an überbordenden Regelwerken scheitern.“
Der einführende Vortrag von Manuel Slupina, Leiter des Ressorts Demografie Deutschlands des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt deutlich, wie erfolgreich eine Region in die Zukunft starten kann, wenn soziales Miteinander, Selbstgestaltungsfähigkeit, Netzwerke, und hauptamtliche Unterstützung zusammenwirken. Der Zusammenhalt in den Dörfern und die Vereinsdichte sei dabei ein genauso relevanter Faktor, wie die Wirtschaftskraft der Region. Wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches ehrenamtliches Engagement seien eine dauerhaft gesicherte Infrastruktur und die finanzielle Absicherung der ehrenamtlichen Anstrengungen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich Klaus Ludden (Geschäftsführer pro-t-in), Eva Nemela (Programmleiterin „Engagierte Stadt“ Körber-Stiftung), Manuel Slupina (Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung) und Steffi Trittel (dlv-Präsidiumsmitglied) einig, dass neben den Finanzen die Anerkennung und starke Netzwerke zwischen Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft für das Ehrenamt eine große Rolle spielen. Die größte Anerkennung sei es, wenn die Politik zuhöre und dann Taten folgen.
„Wir brauchen Kümmerer, Möglichmacher und besonders die Macher. Wir auf dem Land müssen Dinge selbst in die Hand nehmen, denn wir wissen am besten, was nötig ist. Auf allen Ebenen kommt es darauf an, dass es Menschen gibt, die interessiert und engagiert sind und die ihr Wissen teilen“ so Brigitte Scherb weiter. „Dieses Fachforum zeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für eine erfolgreiche Region ist. Umso mehr gilt es, das zu unterstützen. Lassen Sie uns gemeinsam an den Stellschrauben drehen.“
Welche Stellschrauben das sein können, hat der dlv in seinem aktuellen Positionspapier „Gemeinsam mehr erreichen – Lebendige Dörfer durch verstärkte politische Unterstützung“ festgehalten. Ob es die vielgehörte Forderung nach hauptamtlicher Unterstützung, der Erhalt und Ausbau der Infrastruktur oder mehr Vernetzung von Ehrenamtlichen mit anderen Akteuren der Dorfgemeinschaft ist – der Deutsche LandFrauenverband wird sich weiter mit aller Kraft für ein starkes Ehrenamt in ländlichen Regionen einsetzen.
Aktiv für Frauen und ihre Familien im ländlichen Raum:
Über den Deutschen LandFrauenverband e.V. (dlv)
Der Deutsche LandFrauenverband e. V. (dlv) ist der bundesweit größte Verband für Frauen, die auf dem Lande leben, und deren Familien. Ziel ist, die Lebensqualität und die Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum zu verbessern. Der dlv vertritt die politischen Interessen aller Frauen in ländlichen Regionen und den Berufsstand der Bäuerinnen.
500.000 Mitglieder, 12.000 Ortsvereine, 22 Landesverbände bilden zusammen ein starkes Netzwerk. Der Verband nutzt seine gesellschaftliche Kraft, um die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation der Frauen zu verbessern. Präsidentin ist Brigitte Scherb.